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Wertschöpfungsnetzwerke statt Kette: Rohstoffe effizienter nutzen

Illustration eines Wertschöpfungsnetwerkes

Schon heute spüren wir die Folgen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung. Diese globalen Probleme fordern neue und ganzheitlich gedachte Lösungen, um Ressourcen effizienter zu nutzen. Rohstoffengpässe kann man vor allem in Krisenzeiten, beispielsweise während der COVID-19-Pandemie, beobachten. Die Ressourcenverknappung ist nicht nur aus ökologischer und sozialer Perspektive relevant, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Schließlich ist es für Unternehmen wichtig, einen langfristigen Zugang zu Rohstoffen sicherzustellen. In diesem Blogartikel zeigen wir Ihnen, wie mittelständische Unternehmen nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke aufbauen können.

Laut einer Studie des Beratungshauses Capgemini haben viele Unternehmen die Notwendigkeit einer resilienteren Lieferkette erkannt. Sie beobachteten Engpässe bei kritischen Fertigungsteilen und -materialien, verzögerte Lieferungen, längere Vorlaufzeiten und Schwierigkeiten bei der Anpassung der Produktionskapazität als Reaktion auf die schwankende Nachfrage. Durch Krisen und Ressourcenverknappung wird also die Stabilität von Wertschöpfungsketten gefährdet.

Wertschöpfungsnetzwerk, Wertschöpfungskette, Lieferkette? Wie soll man da noch durchsteigen?

Lieferketten betrachten vorgelagerte Prozesse. Also zum Beispiel den Einkauf von Rohstoffen oder Vorprodukten sowie die Produktion von Halbzeugen in Fremdfirmen. Im Gegensatz zur Lieferkette bezieht die Wertschöpfungskette alle Schritte des Produktlebenszyklus ein, in denen Wert geschaffen wird. Wertschöpfungsnetzwerke sind etwas komplexer. Sie umfassen mehrere Akteure, die im Produktlebenszyklus zusammenwirken. Sie stellen daher einen Lösungsansatz dar, um Rohstoffe von von der Produktion bis zum Verkauf effizienter zu nutzen.

Grit Walther, Professorin an der RWTH Aachen im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, beschreibt nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke als ein fein aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken aller Akteure im kompletten Produktlebenszyklus. Dieser besteht aus den Phasen Entwicklung, Produktion, Nutzung und Entsorgung des Produktes. Akteure entlang des Produktlebenszyklus sind daher beispielsweise Produzent:innen, Konsument:innen und Recyclingunternehmen.

Ein Beispiel für das Zusammenwirken von unterschiedlichen Akteuren in der Produktion ist die sogenannte industrielle Symbiose. Sie findet statt, wenn ein Unternehmen Abfälle erzeugt, die ein anderes Unternehmen als Rohstoffe verwenden kann. Hier kooperieren Unternehmen, um Ressourcen effizienter gemeinsam zu nutzen.

Wie können mittelständische Unternehmen nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke aufbauen?

Nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke haben, wenn sie gut geplant sind, neben der höheren Stabilität noch weitere Vorteile für kleine und mittlere Unternehmen. In einem Wertschöpfungsnetzwerk können beispielsweise Lagerkosten durch bessere Abstimmung mit den Lieferanten minimiert werden, was zu einer Effizienzsteigerung der internen und externen Unternehmensprozesse führt. Außerdem bieten Wertschöpfnetzwerke die Chance, das eigene Leistungsspektrum zu erweitern. Die Gestaltung von nachhaltigen Wertschöpfungsnetzwerken ist notwendig, um auch in Zukunft eine stabile Rohstoffversorgung sicherzustellen. Dabei geht es nicht nur um primäre Rohstoffe, sondern auch darum, gemeinsam Rohstoffe so zu verwerten, dass keine Abfälle entstehen.

Die Planung und Umsetzung von nachhaltigen Wertschöpfungsnetzwerken über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg ist komplex und zeitaufwändig. Ein Überblick über die nötigen Schritte zur Etablierung eines Wertschöpfungsnetzwerks:

1.    Externe Anforderungen

Im ersten Schritt müssen Sie sich über externe Anforderungen informieren, also beispielsweise über Gesetze oder Richtlinien, die Ihr Unternehmen erfüllen muss. 2021 wurde mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ein Gesetz etabliert, das die Transparenz über den gesamten Produktlebenszyklus erhöhen soll. Auch für kleine und mittlere Unternehmen ist es sinnvoll, sich bereits jetzt mit der eigenen Wertschöpfungskette zu beschäftigen, um auf zukünftige Gesetze vorbereitet zu sein.

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2.    Modellierung des Produktlebenszyklus

Im zweiten Schritt sollten Sie sich einen detaillierten Überblick über den Lebenszyklus Ihrer Produkte machen, indem Sie diesen modellieren und so einzelne Prozessschritte sichtbar machen. Einen Einstieg in die erste Analyse der eigenen Lieferkette, um Maßnahmen zu identifizieren, bietet der „KMU-Kompass“ von adelphi, der im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) entwickelt wurde. Das Tool gibt fünf Prozessschritte vor, die zu einem nachhaltigeren Lieferkettenmanagement führen. Dabei werden neben den menschenrechtlichen Risiken auch umweltbezogene Risiken einbezogen. Zum KMU Kompass

3.    Bewertung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Wirkungen

Es gibt verschiedene Tools zur Bewertung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Wirkungen Ihres Produktes. Die Ökobilanzierung (engl. LCA – Life Cycle Assessment) ist eine Möglichkeit, die Umweltwirkungen von Produkten und Dienstleistungen während des gesamten Produktlebenszyklus zu analysieren. Die Analyse ist ein Teilelement der ganzheitlichen Bilanzierung und in DIN EN ISO 14040/44 standardisiert.

Herausforderungen in der Umsetzung von nachhaltigen Wertschöpfungsnetzwerken

Die Planung und Umsetzung von nachhaltigen Wertschöpfungsnetzwerken sind also mit einer sehr hohen Komplexität verbunden. Allein die Analyse der eigenen Lieferkette kann unter Umständen viel Zeit in Anspruch nehmen und bedarf einer ausführlichen Einarbeitung ins Thema. Deswegen ist es sinnvoll, digitale Hilfsmittel, wie z. B. den KMU-Kompass, zu nutzen oder sich Unterstützung von Spezialist:innen zu holen. 

Die Nachhaltigkeits-Expert:innen des Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke unterstützen Sie gerne dabei, in das Thema der Wertschöpfungsnetzwerke einzusteigen und Ihre Prozesse entsprechend zu analysieren. Wir stehen Ihnen z. B. für kostenfreie Praxisprojekte zur Verfügung, in denen wir uns über mehrere Wochen Ihrer Fragestellung widmen und mit Ihnen gemeinsam Lösungskonzepte erarbeiten. Außerdem können Sie sich jederzeit für eine Unternehmenssprechstunde anmelden, um mehr über Wertschöpfungsnetzwerke und den Weg dorthin zu erfahren. Wir unterstützen Sie gerne – individuell und so, wie Sie es brauchen.


Autorinnen: Lena Brüch, Lena Köppen
Copyright: ©Jacqueline Ullmann für Fraunhofer FIT

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