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Erfolgreicher durch Kooperation: Wertschöpfungsnetzwerk? Was bringt‘s?

Eine Gruppe von sechs Personen feiert einen Erfolg

Die strategische Kooperation zwischen Unternehmen in Form eines Wertschöpfungsnetzwerks kann der Ansatz sein, um typischen Herausforderungen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu begegnen. Was ein Wertschöpfungsnetzwerk ist und welche Vorteile es bringt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was ist sind Wertschöpfungsnetzwerke und wie entstehen sie?

Wertschöpfungsnetzwerke (WN) sind Zusammenschlüsse von unabhängigen Organisationen, die auf Kooperation, Selbstorganisation und Vertrauen basieren. Die beteiligten Unternehmen können kleine, mittlere oder große Unternehmen sein. Auch Institutionen, Vereinigungen und andere wirtschaftsnahe Organisationen können Teil des WN sein.

Ein Wertschöpfungsnetzwerk zeichnet sich durch folgende fünf Merkmale aus (angelehnt an Becker et al., 2019)

  1. Kooperativer und strategischer Zusammenschluss: Die beteiligten Organisationen arbeiten zusammen, sind aber rechtlich und wirtschaftlich unabhängig.
  2. Konzentration auf Kernkompetenzen: Jede Organisation fokussiert sich auf ihre Stärken und Fachgebiete.
  3. Gemeinsame Ziele: Die Wertschöpfungsaktivitäten sind auf gemeinsame Ziele ausgerichtet. Sei es eine höhere Effizienz im Gesamtprozess, eine resilientere Lieferkette, neue Produkte und Dienstleistungen oder nachhaltiges Handeln, zum Beispiel durch Kreislaufwirtschaft.
  4. Verzicht auf zentrale Managementfunktionen: Es gibt keine zentrale Verwaltung; die Organisationen handeln dezentral.
  5. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien: Der intensive Einsatz von Technologie ermöglicht die effiziente Zusammenarbeit. So können IT-Systeme automatisiert, schnell und zeitnah Informationen austauschen. Kommunikation kann durch Chat, Videokonferenz oder sogar Augmented Reality ortunabhängig durchgeführt werden.

Ein Wertschöpfungsnetzwerk hat zwei Dimensionen: Vernetzen der Produktion und Vernetzen der Unternehmen.

Das Wertschöpfungsnetzwerk als Produktionsnetzwerk entsteht passiv aufgrund komplexer Produkte, Dienstleistungen und Prozesse, die durch eine einfache Wertschöpfungskette nicht mehr abzubilden sind. Das Produktionsnetzwerk bezieht sich auf die Struktur der gesamten Wertschöpfung und auf die Abhängigkeiten der Leistungsbestandteile.

Als Beispiel für ein Produktionsnetzwerk kann die Automobilindustrie betrachtet werden. Aufgrund der hohen Komplexität heutiger Fahrzeuge gibt es eine intensive Vernetzung verschiedener Unternehmen: Automobilhersteller, Zulieferer von Teilen, Komponenten und Modulen – u. a. OEM, Original Equipment Manufacturer –, Werkstätten, Verkaufsstätten und viele andere. Die intensive Vernetzung der Produktion zeigt sich hier beispielhaft durch die Just-in-Sequence-Produktion oder dem Datenökosystem „Catena-X“. Hier steht die effiziente KFZ-Produktion im Fokus.

Bei einem Wertschöpfungsnetzwerk als Unternehmensnetzwerk schließen sich Organisationen aktiv zusammen, um komplexe Leistungen zu erbringen, Prozesse zu beherrschen und Innovation zu fördern. Dieses Netzwerk baut auf die Kommunikation und Kooperation der teilnehmenden Organisationen auf.

Unternehmensnetzwerke sind beispielsweise regionale Branchenverbände. Unternehmen vernetzen sich aufgrund ihrer regionalen und branchenspezifischen Nähe, auch wenn sie nicht direkt in einer Wertschöpfungskette verbunden sind. Die Region und Branche sollen durch Kooperation und der Nutzung von Synergien vorangebracht werden. Gemeinsam werden Ressourcen und Investitionen gebündelt, Wissen ausgetauscht, Innovationsprozesse angestoßen und Standortvorteile ausgebaut.

In der Wissenschaft und auch in der Praxis wird ein WN meist nur als Produktions- oder nur als Unternehmensnetzwerk verstanden. Für den Erfolg eines Wertschöpfungsnetzwerkes ist es allerdings wichtig, immer beide Dimensionen der Vernetzung zu betrachten und gemeinsam weiterzuentwickeln.

Welche Vorteile bringt die Zusammenarbeit in Wertschöpfungsnetzwerken?

Wertschöpfungsnetzwerke fördern Innovationen, steigern die ökonomische Leistungsfähigkeit und generieren nachhaltige Wettbewerbsvorteile. Zudem sind sie besser in der Lage, die folgenden Trends des heutigen Wirtschaftens in ihren praktischen Alltag zu integrieren:

  1. Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
  2. Immaterielle Güter, wie zum Beispiel Daten, Wissen, Beziehungen und Netzwerke
  3. Globalisierung
  4. Kollaboration als intensivere Kooperation
  5. Flexibilisierung
  6. Beschleunigung

Digitalisierungsprojekt: Ein aktuelles Beispiel, das Projekt „Fernwartung und Condition Monitoring in der Produktion“

Dieses Digitalisierungsprojekt des Mittelstand-Digital Zentrums WertNetzWerke zeigt ein Wertschöpfungsnetzwerk für den Datenaustausch im Sondermaschinenbau. Durch den kollaborativen Austausch von Maschinen-, Umgebungs- und Energiedaten sollen diese Daten für Prozessoptimierungen, mehr Ressourceneffizienz und die Entwicklung verbesserter Serviceangebote genutzt werden.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Fazit

Wertschöpfungsnetzwerke sind ein Ansatz für den Mittelstand, um eine Vielzahl von Herausforderungen zu bewältigen. So kann der Zusammenschluss von verschiedenen unabhängigen Organisationen dazu beitragen, die Effizienz zu steigern, Synergieeffekte zu nutzen, Innovationen zu fördern, resilient und flexibel auf Veränderungen zu reagieren oder nachhaltig zu handeln.

Entscheidend dabei ist die Auswahl der Partner, die in einem Wertschöpfungsnetzwerk zusammenarbeiten sollen, und deren Beziehung zueinander. Die Interessen aller Akteure müssen gleichberechtigt gewahrt werden. Basis dafür sind Vertrauen und wechselseitiges Handeln (Reziprozität), also das ausgewogene Geben und Nehmen. Zudem müssen Rollen, Aufgaben und Arbeitsleistungen der Partner klar beschrieben und kommuniziert sein. Nur so wird eine effektive und effiziente Zusammenarbeit gewährleistet.

Für Unternehmerinnen und Unternehmer: Mit dem Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke zum Zielbild des Netzwerkes und zu Digitalisierungsprojekten in der Praxis

Für kleine und mittlere Unternehmen, die den Ansatz der Wertschöpfungsnetzwerke für ihre eigene Organisation weiterverfolgen wollen, ist es im ersten Schritt empfehlenswert, die gemeinsame Basis herauszufinden. Daraufhin kann das Zielbild des Netzwerkes entwickelt und dessen Umsetzung geplant werden. An dieser Stelle bietet das Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke vielfältige Angebote: Von zahlenreichen Informationsmaterialien, über Austauschformate bis hin zur Projektbegleitung bei Digitalisierungsprojekten in Wertschöpfungsnetzwerken.


Foto: Adobe Stock

Weitergehende Informationen – Quellen/Literatur

  • Becker, W., Burggraf, A., & Martens, M. (2019). Geschäftsprozessmanagement in Wertschöpfungsnetzwerken–Herausforderungen vor dem Hintergrund der Digitalisierung. Geschäftsmodelle in der digitalen Welt: Strategien, Prozesse und Praxiserfahrungen, 167-190.
  • Ritter, T., Wilkinson, I. F., & Johnston, W. J. (2004). Managing in complex business networks. Industrial marketing management, 33(3), 175-183.
  • Weber, P., Keller, A., Steinhäuser, N., Hornberger, L. (2019). Gewerkeübergreifende Zusammenarbeit – Beispiel für ein Wertschöpfungsnetzwerk im Handwerk. In: WISSENSCHAFT TRIFFT PRAXIS - Ausgabe 12 Vernetzte Wertschöpfung. 19-24
  • Definition von Wertschöpfungsnetzwerk: https://www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Dossiers/A-Z/wertschoepfungsnetzwerk.html
  • Allee, V. (2000). Reconfiguring the value network. Journal of Business strategy, 21(4), 36-39.
  • Ricciotti, F. (2020). From value chain to value network: a systematic literature review. Management Review Quarterly, 70(2), 191-212.
  • Heimpold, Gerhard (2005): Unternehmensnetzwerke in Ostdeutschland: Konzentration auf Verdichtungsräume, Wirtschaft im Wandel, ISSN 2194-2129, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Halle (Saale), Vol. 11, Iss. 4, pp. 118-124). Seite 119
  • Summative Evaluation des Mittelstand 4.0- Kompetenzzentrums eStandards. Abschlussbericht. Impact Messung. Stand 26. Januar 2022
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