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Digitalisierung mit sauerländer Gründlichkeit – Ein Unternehmensbesuch bei Alutronic Kühlkörper

Workshop bei Alutronic

Die Kleinstadt Halver ist typisch Sauerland: jede Menge Gegend, viel Land- und Forstwirtschaft. Und ebenso typisch wie für viele andere Orte in Südwestfalen ist, dass in der vermeintlichen Idylle hochinnovative Unternehmen ihren Sitz haben – in diesem Fall die Alutronic Kühlkörper GmbH & Co. KG. Das Unternehmen ist Spezialist für Bauteileentwärmung; das Bearbeiten und Eloxieren von Aluminium ist die Kernkompetenz. Mit 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fertigt das Unternehmen Aluminiumbauteile, überwiegend in kleinen und mittleren Losgrößen, und erwirtschaftete damit zuletzt einen Jahresumsatz von rund sieben Millionen Euro. Digitalisierung fand bisher in kleinen, wohlüberlegten Schritten statt, doch das 20 Jahre alte ERP-System kommt mittlerweile an seine Grenzen und soll 2019 ersetzt werden.

Marcus Opitz ist als Diplom-Wirtschaftsingenieur, Fachrichtung Produktionstechnik, Leiter des Technischen Vertriebs und seit 2012 im Unternehmen. Dank seiner früheren Tätigkeit als Berater verfügt er auch über solides IT-Wissen. Das derzeitige, auf Access-Basis programmierte ERP-System der Firma genügt heutigen Anforderungen nicht mehr – was nützt ein stabil laufendes System, wenn z. B. keine aktuellen Auftragsstände von den Maschinen an das System zurückgemeldet werden? Beim Unternehmertreff des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums eStandards stellte er nach einer ausführlichen Betriebsbesichtigung die Digitalisierungsstrategie von Alutronic vor.

Der aktuelle Digitalisierungsstand

Grundsätzlich ist man im Unternehmen dem digitalen Wandel gegenüber aufgeschlossen. Der gesamte Standort inkl. des kompletten Hochregallagers ist mit flächendeckendem WLAN ausgestattet, so dass z. B. ein Gabelstaplerfahrer heute direkt an seinem Arbeitsplatz Daten erfassen kann, statt an verschiedenen Stellen Papiere abzuholen, auszufüllen oder abzulegen. Auch die Maschinensteuerung wird bereits digital unterstützt, es gibt eine digitale Auftragsübersicht und verschiedene Datenübertragungen zwischen Mess- und Prüfgeräten und Maschinen, mit und ohne offene Schnittstellen. Lediglich die Maschinendaten müssen noch manuell erfasst und ins BDE-System eingegeben werden.

Marcus Opitz weiß aber auch: „Bevor man darangeht, ein Pflichtenheft zu schreiben und ein neues ERP-System zu konzipieren, müssen alle Prozesse im Unternehmen nochmals hinterfragt, dokumentiert, kritisch geprüft und – wo nötig – verbessert werden.

Im Digitalisierungsprozess Mitarbeiter von Anfang an mit „ins Boot holen“

Die Ist-Aufnahme der Prozesse hat man bei Alutronic mit Sauerländer Gründlichkeit erledigt, genauer: Drei Monate lang wurden die definierten Prozesse durch Aileen Schmieder, verantwortlich für die Personalentwicklung im Bereich Fertigung, mit Unterstützung eines Masterabsolventen in Gesprächen mit allen Abteilungen überprüft und dokumentiert. Die Ergebnisse wurden auf Moderatorenkärtchen festgehalten; sortiert und strukturiert klebten diese zunächst an den Wänden des Besprechungsraums, anschließend erfolgte eine Übertragung in das Diagrammdesign-Programm Visio.

„Ein großer Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass man auf diese Weise alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anfang an `mit ins Boot` nimmt und ihnen damit auch bevorstehende Veränderungen erleichtern kann“, sagt Schmieder.

Wie in jedem dynamisch wachsenden Unternehmen zeigte die Analyse auch bei Alutronic Prozesse auf, die auf den Führungsebenen nicht oder nicht im tatsächlichen Umfang bekannt waren. „Wir waren überrascht, dass unsere Mitarbeiter teilweise deutlich mehr Entscheidungen treffen müssen, als in unseren Prozessen festgelegt ist“, sagt Marcus Opitz.

Möglichst mit offenen Schnittstellen arbeiten

Jetzt ist man bei Alutronic soweit, auf realistischer Grundlage das Anforderungsprofil für die neue Software festzulegen. Dazu gehört unter anderem die Verknüpfung von mehr als 10 Spezialsoftware-Modulen, z. B. für Messmaschinen und die Verwaltung von Messprotokollen, oder für Werkzeugvoreinstellgeräte und die jeweiligen Maschinen. Bei all diesen Anwendungen kommt dem Einsatz offener Schnittstellen eine wesentliche Bedeutung zu.

Zum Abschluss seiner Präsentation vor 16 Mittelständlern aus der Region fasste Marcus Opitz die Strategie von Alutronic so zusammen: „Wenn man die eigenen Prozesse erst einmal sauber analysiert und optimiert hat, kann man auch Großprojekte in Ruhe und angstfrei in Angriff nehmen. Wichtig ist, dass man dabei die Wirtschaftlichkeit und Sinnhaftigkeit aller weiteren Entscheidungen im Auge behält, und auch kleinere Schritte machen Sinn. Der konkrete Nutzen ist wichtiger als die vermeintlich ‚große‘ Perspektive.“

Bildquellen: Alutronic Kühlkörper GmbH & Co. KG; Nico Piepenstock

Autor: Ulrich Hardt 

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